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Menschenrechte

Menschenrechte

Die Menschenrechte schützen – eine kontinuierliche Herausforderung

Im Dialog

Die Sonne geht gerade auf und wirft ihre Strahlen zwischen die Säulen des Kolonnadenhofs und den benachbarten Berliner Dom. Es ist bereits angenehm warm und das Treffen von Laura Curtze (Leiterin „Menschenrechte und Arbeitsnormen“ beim UN Global Compact Netzwerk Deutschland (UN GCD)) und Gerald Breyer (Menschenrechtsbeauftragter der Evonik) kann beginnen.

Der heutige Tag ist den Menschenrechten gewidmet – einem Thema, für das sich Laura und Gerald schon seit Jahren in ihren unterschiedlichen Funktionen starkmachen.

Laura und Gerald beim Zwiegespräch im Kolonnadenhof.
„Unser Maßstab sind die Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen.“ Gerald Breyer
„Am Ende geht es darum, die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern.“ Laura Curtze

Laura: Hallo Gerald, ich glaube, wir haben für unser Gespräch heute ein paar spannende Punkte rund um das Thema Menschenrechte. Ich möchte gerne mit Dir über das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sprechen.

Mich interessiert, wie Ihr Euch bei Evonik an die Umsetzung dieser neuen Anforderungen macht. Diese tauchen ja nicht nur im Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz auf, sondern werden auch von anderen Stakeholdern eingefordert.

Gerald: Wir haben dazu 2022 erstmals eine interne menschenrechtliche Risikoanalyse durchgeführt und diese auch auf unsere Lieferanten ausgeweitet.

Laura: Es ist ja ganz häufig so, dass man Sachverhalte nicht unbedingt als Menschenrechtsthema wahrnimmt. Was waren denn die wichtigsten Erkenntnisse Eurer Risikoanalyse?

Gerald: Es gibt Risikobereiche, wie Palmöl, von denen wir bereits wussten. Andere haben wir neu identifiziert und sind derzeit dabei, diese gemeinsam mit unseren Lieferanten zu bearbeiten und für die Zukunft abzuwenden. Die Risikoanalyse ist für uns ein wichtiger Schritt, um zu verstehen, welche überhaupt die Themen sind, mit denen wir uns als Unternehmen befassen müssen.

Laura: Ja, die Risikoanalyse schafft Transparenz und sollte für jedes Unternehmen eine Pflichtübung sein. Wie sieht es denn bei Euch hinsichtlich einer menschenrechtlichen Grundsatzerklärung aus? Habt Ihr bereits eine? Und gibt es bei Evonik ein Beschwerdeverfahren, um Hinweise auf menschenrechtliche Verstöße geben und erfassen zu können?

Gerald: Die seit einigen Jahren bestehende Grundsatzerklärung haben wir angesichts der durchgeführten Risikoanalyse überarbeitet. Sie wurde vom Vorstand im November 2022 verabschiedet und ist seitdem sowohl im Intranet als auch im Internet zugänglich (mehr).

Ebenso verfügt Evonik seit geraumer Zeit über einen Beschwerdemechanismus. Auf diesem Online-System können in 20 Sprachen Verstöße oder potenzielle Verstöße gemeldet werden. Auf Wunsch auch absolut anonym.

Wir haben uns entschieden, unsere Mitarbeiter frühzeitig zu sensibilisieren. Damit Mitarbeiter menschenrechtliche Risiken erkennen und vermeiden können, gibt es verpflichtende Schulungen.

Laura: Wenn wir gemeinschaftlich über menschenrechtliche Herausforderungen nachdenken – unter Berücksichtigung der Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik –, dann kriegen wir auch effektive Lösungen für die Themen hin, die wir jetzt angeschnitten haben.

Es ist wichtig, sich immer zu vergegenwärtigen, dass der menschenrechtliche Sorgfaltsprozess im Allgemeinen nicht von jetzt auf gleich passiert. Sondern es ist ein kontinuierlicher, schrittweiser Prozess, der immer weiter nachgeschärft und verbessert werden muss.

Gerald: Wir als Unternehmen müssen uns darüber im Klaren sein, dass es mit dem Lieferkettensorgfaltspflichten-gesetz nicht getan ist. Auf EU-Ebene ist derzeit eine Corporate-Sustainability-Due-Diligence-Richtlinie in Vorbereitung. Insofern kommt da in Zukunft noch einiges auf die Unternehmen zu.

Das zeigt: Die Menschenrechte zu schützen, ist und bleibt eine kontinuierliche Herausforderung.

DAS LIEFERKETTENSORGFALTSPFLICHTENGESETZ

  • gilt seit dem 1. Januar 2023 für in Deutschland ansässige Unternehmen ab 3.000 Beschäftigte
  • verlangt von Unternehmen mit Sitz in Deutschland die Einhaltung menschen- und umweltrechtlicher Sorgfaltspflichten im eigenen Geschäftsbereich sowie in der Lieferkette
  • bestraft Verstöße mit Zwangs- und Bußgeldern sowie dem Ausschluss von öffentlichen Vergaben

MASSNAHMEN ZUM SCHUTZ DER MENSCHENRECHTE BEI EVONIK1

  • Einrichtung eines menschenrechtlichen Risikomanagementsystems sowie regelmäßiger Risikoanalysen
  • Ernennung eines Menschenrechtsbeauftragten
  • Veröffentlichung einer menschenrechtlichen Grundsatzerklärung
  • Verankerung von Präventionsmaßnahmen (Schulungen etc.)
  • Dokumentation und Berichtspflicht gegenüber der Aufsichtsbehörde

1Ausgewählte Beispiele.

Der U-Bahnhof Westhafen –
ein Menschenrechts-Bahnhof

Der gemeinsame Tag von Laura und Gerald endet am Berliner U-Bahnhof Westhafen. Hier wird auf die Bedeutung der Menschenrechte aufmerksam gemacht und die Möglichkeit geboten, sich mit ihnen auseinanderzusetzen.

INSCRIRE. Die Menschenrechte schreiben – Ein Kunstprojekt mit globaler Ausstrahlung

Seit 2001 ist der U-Bahnhof Westhafen ein „Menschenrechts-Bahnhof“. Er ist der fünfte weltweit im Rahmen des Kunstprojekts von INSCRIRE. Davor wurden bereits in Paris, Brüssel, Stockholm und Lissabon U-Bahnstationen zu „Menschenrechts-Bahnhöfen“ umgestaltet.

Gibt es bessere Orte, um Menschen ihre Rechte vor Augen zu führen, als die, an denen sie täglich vorbeikommen?

Die Wandflächen im U-Bahnhof sind in 20 Kapitel eingeteilt, von denen jedes für einen Artikel der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ der Vereinten Nationen steht.

Das Besondere daran ist, dass dabei auf die Wortzwischenräume und Satzzeichen verzichtet wurde. Das führt dazu, dass der Betrachter sich sehr bewusst mit dem Text auseinandersetzen muss, um ihn geistig Stück für Stück in die gebräuchliche Schriftform zu übersetzen. Herausfordernd und zugleich spannend. Mal leichter und mal schwerer zu dechiffrieren.


„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“

Im Podcast

Laura Curtze und Gerald Breyer im Gespräch über…
…das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und die Aufgaben des Menschenrechtsbeauftragen bei Evonik.

Gerald und Laura im Podcast.

Im Video

Laura Curtze und Gerald Breyer im Gespräch über…
…die Entstehung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes, die Umsetzung bei Evonik und die Peer Learning Group Wirtschaft und Menschenrechte, im Deutschen UN Global Compact Netzwerk.
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