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Strategie und Wachstum

Strategie

Strategie und Wachstum

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  • Nächste Phase der strategischen Transformation gestartet
  • Ambitionierte neue Nachhaltigkeitsziele
  • Konsequente Ausrichtung des Portfolios auf Nachhaltigkeit, Transformation und Kernprozesse

Transformation und Kernprozesse

Evonik hat 2022 die nächste Phase ihrer strategischen Geschäftstransformation eingeleitet. Im Rahmen von Next Generation Evonik wird Nachhaltigkeit zu einem integralen Bestandteil wesentlicher Kernprozesse wie Portfoliosteuerung und Innovationsmanagement, Produktion und Technik sowie Personalarbeit. Diese strategische Verankerung ist für uns Voraussetzung, unser Versprechen als Ermöglicher von Nachhaltigkeit in vielen Märkten und Lebensbereichen einzulösen. Dementsprechend haben wir uns im Berichtsjahr neue ambitionierte Nachhaltigkeitsziele gegeben. Diese beziehen sich beispielsweise auf die Transformation unseres Portfolios sowie die Fortschreibung unserer Klimastrategie für den Zeitraum 2021 bis 2030 im Einklang mit der Verpflichtung zur Science Based Targets initiative (SBTi).

Die multiplen Krisen in unserem Umfeld – vom russischen Angriffskrieg auf die Ukraine über steigende Energie- und Rohstoffkosten bis hin zu anhaltenden Effekten aus der Corona- Pandemie und Tendenzen zur Deglobalisierung – sehen wir nicht als Grund, unser Engagement für mehr Nachhaltigkeit zu vermindern. Wir betrachten unser Nachhaltigkeitsmanagement vielmehr als einen wichtigen Baustein, die Widerstandsfähigkeit und den Markterfolg von Evonik langfristig zu erhalten und auszubauen. Unsere Schwerpunktthemen der Transformation im Berichtsjahr erläutern wir ausführlich in unserem Sonderteil.

Mit unserer Nachhaltigkeitsstrategie adressieren wir die für Evonik besonders relevanten Ziele der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs). Sie umfasst folgende Elemente:

  • Verankerung von Nachhaltigkeit in Marktversprechen und Unternehmenszweck (Purpose),
  • Integration von Nachhaltigkeit in unseren Strategischen Managementprozess,
  • Steigerung des Anteils attraktiver Wachstumsgeschäfte mit einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit in unserem Portfolio,
  • vorausschauendes Ressourcenmanagement mit ehrgeizigen Umweltzielen, einschließlich der systematischen Beschäftigung mit den Auswirkungen unserer Geschäftstätigkeit entlang der Wertschöpfungskette sowie mit den SDGs,
  • gezielte Verbesserung unserer Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Hinsichtlich der Transformationsanforderungen an unsere Geschäftstätigkeit unterscheiden wir marktgetriebene, standortbezogene und personalseitige Einflussfaktoren. Entsprechend ist auch unsere Nachhaltigkeitsstrategie fokussiert auf drei Kernprozesse: Next Generation Solutions (Markt-Sicht), Next Generation Technologies (Asset-Sicht) und Next Generation Culture (Personal-Sicht). Im Zeitraum 2021 bis 2030 wollen wir mehr als 3 Milliarden € in das Wachstum der Next Generation Solutions investieren, also Produkte und Lösungen, die hinsichtlich ihres Nachhaltigkeitsnutzens über oder sogar deutlich über Marktniveau liegen. Im gleichen Zeitraum sollen 700 Millionen € in Next Generation Technologies fließen. Das sind insbesondere Maßnahmen in Anlagen und Infrastruktur, mit denen wir die weitere Reduzierung unserer CO2-Emissionen verfolgen. Next Generation Culture zielt darauf ab, Nachhaltigkeit auf allen Stufen des Personalprozesses zu verankern – von der Rekrutierung über Aus- und Weiterbildung bis hin zu Anreizsystemen und Ideenmanagement. Die kulturelle Dimension erfolgreicher Transformation drückt sich auch in den Ergebnissen unserer jüngsten Wesentlichkeitsanalyse aus: Vier von 15 als wesentlich identifizierte Themen betreffen Personalaspekte. Mit diesen drei Bausteinen von Next Generation Evonik nutzen wir unsere ganze Agilität zur Erreichung eines ökonomisch, ökologisch und sozial ausgewogenen Geschäftsmodells und stärken damit die Resilienz von Evonik.

Transformation und Kernprozesse
Neue Wesentlichkeitsanalyse

Unser Nachhaltigkeitsmanagement ist ausgerichtet am Kriterium der Wesentlichkeit. Im Berichtsjahr haben wir eine grundlegend neue Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt. Unter der Maßgabe der doppelten Materialität wurden 15 für Evonik wesentliche Nachhaltigkeitsthemen identifiziert. Unser Analyseansatz berücksichtigt die Anforderungen der überarbeiteten GRI Universal Standards 2021 ebenso wie die der Working Papers ESRG 1 der EFRAG vom April 2022 berücksichtigt.

Die durch die Analyse identifizierten drei wichtigsten wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen für Evonik sind Grüne Energie, Portfoliotransformation und Circular Economy. Neue wesentliche Themen im Vergleich zu unserer Wesentlichkeitsanalyse 2018 sind Grüne Energie, Cyber Security und Mitarbeiterzufriedenheit. Weitere Veränderungen erläutern wir in „Über diesen Bericht“. Die Ergebnisse unserer Wesentlichkeitsanalyse haben wir in sechs Handlungsfeldern zusammengefasst, an denen sich auch die Struktur dieses Berichts orientiert.

Wesentlichkeitsanalyse 2022: 15 wesentliche Themen für Evonik

Für die in unserer Wesentlichkeitsanalyse veröffentlichten Nachhaltigkeitsthemen besteht ein anonymer Beschwerdemechanismus sowohl für Mitarbeiter als auch für externe Stakeholder. Ein wichtiges Instrument dafür ist unsere Whistleblower-Hotline.

Im Rahmen der neuen Wesentlichkeitsanalyse haben wir auch unser Konzept zum Stakeholdermanagement überarbeitet.

Die als wesentlich identifizierten Themen waren 2022 im Fokus unserer laufenden Projektarbeit. Beispielhaft dafür stehen der Abschluss eines langfristigen Windstromliefervertrags, unsere Investition in die weltweit erste Anlage zur Herstellung biobasierter Rhamnolipide im industriellen Maßstab oder der Ausbau unseres Additiv-Portfolios für mechanisches und chemisches Recycling.

Unsere Transformationsfortschritte 2022

Evonik hat Nachhaltigkeit in den Strategischen Managementprozess (SMP) integriert. Messbare Effekte fließen über unsere Nachhaltigkeitsanalyse der Geschäfte in den SMP ein. Damit stellen wir sicher, dass Nachhaltigkeitsaspekte unmittelbar in der Steuerung unserer operativen Geschäfte wirksam werden. In den Wachstumsdivisionen Specialty Additives, Nutrition & Care sowie Smart Materials erweitern wir unser Produktportfolio und bauen den Umsatz mit Next Generation Solutions gezielt aus. So brachte das Geschäftsgebiet Coatings Additives (Division Specialty Additives) im November 2022 die neue TEGO® Therm-Technologie auf den Markt. Wärmedämmbeschichtungen (Thermal Insulation Coatings) auf Basis von TEGO® Therm verringern signifikant Wärmeverluste komplexer, nicht gedämmter Oberflächen. Gleichzeitig bieten sie Schutz vor eindringender Feuchtigkeit und damit Korrosion, wodurch sich die Haltbarkeit von beispielsweise Rohrleitungen oder Tanks deutlich verbessert.

Unsere Beiträge zu verbesserter Nachhaltigkeit weisen wir in vier Sustainability Focus Areas (SFA) aus: Fight Climate Change, Drive Circularity, Safeguard Ecosystems sowie Ensure Health & Wellbeing. Für jede SFA zeigen wir auf, wie Evonik den eigenen ökologischen Fußabdruck verringert und welchen Handabdruck die Anwendung unserer Produkte und Lösungen in ihren jeweiligen Märkten bedeutet. Auch 2022 haben wir die Quantifizierung positiver wie negativer Einflussfaktoren auf unsere Umwelt weiter vorangetrieben. Dabei können wir sowohl eine Verbesserung unseres Handabdrucks als auch eine weitere Verringerung unseres Fußabdrucks aufzeigen.

Nachhaltigkeit ist umfassend in die Steuerung unseres Innovationsportfolios integriert. Innovative Beiträge zur Transformation zahlreicher Anwendungsbereiche leisten wir unter anderem mit neuartigen Membrantechnologien oder durch unsere Formulierungskompetenz. Zugang zu innovativen Technologien sowie neuen Geschäftsoptionen erschließt sich Evonik zudem durch ihre Corporate-Venture-Capital-Aktivitäten.

Entsprechend unserer Verpflichtung zur SBTi haben wir uns 2022 neue Ziele für die Senkung direkter und indirekter Treibhausgasemissionen in den eigenen Produktions- und Verarbeitungsprozessen gesetzt. Gezielte Investitionen in Next Generation Technologies tragen dazu bei, die Scope-1- und Scope-2- Emissionen im Zeitraum 2021 – 2030 um 25 Prozent zu senken. Die entsprechenden Reduktionsmaßnahmen hat ein funktionsübergreifendes Team im Rahmen unseres weltweiten Projekts „Evonik Assessment of GHG Emission Reductions“ (EAGER) identifiziert.

Die Ausgestaltung der kulturellen Transformation von Evonik im Sinne von Next Generation Culture haben wir in der zweiten Jahreshälfte 2022 angestoßen, anknüpfend an eine breit angelegte Kampagne zur Stärkung unserer Arbeitgebermarke. Daneben wurde begonnen, eine Bestandsaufnahme heutiger und künftiger Nachhaltigkeitsanforderungen in unterschiedlichen Berufsgruppen vorzunehmen und das Thema in ein breites Spektrum von Veranstaltungen und Belegschaftsinformationen einzubeziehen.

Angesichts der zunehmenden Steuerungsrelevanz von Nachhaltigkeit im Unternehmen haben wir im Berichtsjahr weitere Nachhaltigkeitsaspekte in unseren Governance-Rahmen integriert. Das umfasst die Weiterentwicklung des Sustainability Council sowie eine stärkere Verzahnung zwischen Nachhaltigkeitsrisiken und klassischem Risikomanagement. Außerdem werden wir ab dem Jahr 2023 Nachhaltigkeit stärker in der Vorstands- und Managementvergütung verankern. In der Hauptversammlung 2022 wurde dies für die Vorstandsvergütung entsprechend gebilligt. Neben der bestehenden Berücksichtigung von Arbeitssicherheit in der kurzfristigen Vergütung werden wir Nachhaltigkeitsziele – wie die Senkung unserer Scope-1- und -2-Emissionen, die Steigerung des Umsatzanteils mit Next Generation Solutions und das Mitarbeiterengagement – zusätzlich als langfristigen Vergütungsbestandteil aufnehmen.

Auch 2022 haben wir unsere Nachhaltigkeitsberichterstattung gezielt verbessert und zu einem frühen Zeitpunkt Elemente des sich abzeichnenden EU-Berichtsstandards aufgegriffen. So basiert unser Prozess für die Erstellung der neuen Wesentlichkeitsanalyse bereits auf den Inhalten der Working Papers bzw. Exposure Drafts der EFRAG sowie auf den GRI Universal Standards 2021. Weiterhin berichten wir in Anlehnung an SASB 1 und TCFD 2. Damit sehen wir uns gut vorbereitet hinsichtlich künftiger europäischer oder internationaler Rahmensetzungen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Um die unternehmerische Entwicklung von Evonik auch mit Blick auf nichtfinanzielle Kennzahlen gezielt steuern zu können, brauchen wir qualitativ hochwertige Nachhaltigkeitsdaten. Gleichzeitig wirken wir damit einer mangelnden Transparenz in der externen Berichterstattung entgegen. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet unser Projekt Sustainability Data Management. Ziel ist, nachhaltigkeitsrelevante Daten im Sinne eines „single point of truth“ auf einer Plattform zur Verfügung zu stellen. Nach erfolgreichem Abschluss des Vorprojekts im Jahr 2021 haben wir im Berichtsjahr die Arbeiten an der Automatisierung unserer Nachhaltigkeitsanalyse der Geschäfte sowie am Modul „Greenhouse Gas Emission Management“ fortgesetzt. In den kommenden Jahren wollen wir auf der Plattform schrittweise weitere nachhaltigkeitsrelevante Steuerungs- und Berichtsdaten ergänzen.

Sustainable Finance

Die Transformation unseres Portfolios und die Ausrichtung unserer Produkte und Verfahren auf Nachhaltigkeit haben eine immer größere Bedeutung für die langfristige Finanzierung unserer Geschäftstätigkeit. Produkte und Lösungen von Evonik leisten in vielen Endmärkten einen Beitrag zur nachhaltigen Transformation. Dies gilt beispielsweise für die Ausrichtung auf eine zirkuläre und klimaneutrale Zukunft. Unsere strategischen und operativen Fortschritte zu mehr Nachhaltigkeit werden vom Kapitalmarkt anerkannt. Evonik hat sich seit einigen Jahren im Spitzenfeld renommierter Nachhaltigkeitsratings und -rankings etabliert. Im Mai 2022 zeichnete die Ratingagentur EcoVadis unsere Leistungen im Bereich Nachhaltigkeit erneut mit „Platin“ aus. Damit gehört Evonik zu den besten 1 Prozent der durch EcoVadis bewerteten Unternehmen sowohl der Chemie als auch aller anderen Branchen.

Im Mai 2022 platzierte Evonik erfolgreich ihre zweite grüne Anleihe – eine Senior-Anleihe über 750 Millionen €. Grundlage für die „grüne“ Mittelverwendung ist unser bestehendes Green Finance Framework. Wir werden die Emissionserlöse auch dieser Anleihe im Wesentlichen für den Ausbau unserer Next Generation Solutions verwenden.

Nachhaltigkeit ist ebenfalls im Management und der Kapitalanlage unserer Pensionsvermögen verankert. Ab 2014 haben wir ESG-Kriterien für das Portfolio entwickelt, das von der Evonik Industries AG gehalten wird und damit direkt unter Konzernkontrolle steht (Contractual Trust Agreement). Seit 2019 verfügt die Pensionskasse Degussa VVaG über eine eigene Strategie zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken. Wir verstehen in der Kapitalanlage Nachhaltigkeit als ganzheitlichen und evolutorischen Prozess. Er wird sowohl bei den liquiden als auch illiquiden Anlagen eingesetzt und gezielt verfeinert. In der Organisation der Anlagevehikel selbst liegt der Schwerpunkt auf Governance- Anforderungen wie Risikomanagement, Compliance und Korruptionsbekämpfung, aber auch Cyber Security und Diversity. 50 Prozent im Vorstand der Degussa VVaG sind Frauen.

Konzernrelevante UN Sustainable Development Goals

Die Sustainable Development Goals (SDGs) geben uns Orientierung, unsere laufende Geschäftstätigkeit aktiv mit übergeordneten Entwicklungspfaden abzugleichen. Evonik unterstützt die Umsetzung der SDGs und setzt sich seit einigen Jahren intensiv mit den eigenen positiven wie negativen Beiträgen auseinander. Beispiele für die positiven Beiträge unserer Produkte und Lösungen zur Umsetzung der SDGs haben wir auf unserer Webseite veröffentlicht. Darüber hinaus hat Evonik einen Methodenansatz entwickelt, mit dem wir die für unseren Konzern besonders relevanten SDGs identifizieren. In die Betrachtung haben wir auch die 169 Unterziele der 17 SDGs einbezogen.

Besonders relevant ist ein SDG für uns dann, wenn ein signifikant positiver oder negativer Einfluss von oder auf Evonik gegeben ist. Dazu haben wir in einem mehrstufigen Verfahren wesentliche Kriterien wie Umsatz, Ergebnisbeitrag, Zugehörigkeit zu Wachstumskernen oder Innovationswachstumsfeldern betrachtet und gewichtet. In die Bewertung eingeflossen sind außerdem interne und externe Stakeholdererwartungen sowie die Ergebnisse unserer Wesentlichkeitsanalyse. Die für Evonik besonders relevanten SDGs sind:

Gesundheit und Wohlergehen Gesundheit und Wohlergehen Gesundheit und Wohlergehen Gesundheit und Wohlergehen

Evonik hat im Jahr 2022 mit 52 Prozent des Umsatzes der Chemiegeschäfte zur Erreichung der aus Konzernsicht besonders relevanten SDGs 3, 6, 12 und 13 beigetragen (2021: rund 50 Prozent).

Messbarkeit und Steuerung

Dem wachsenden Interesse unserer Stakeholder an Nachhaltigkeit entsprechen wir mit umfassender Transparenz und fundierten Analysen. Dabei berücksichtigen wir ökologische, soziale und ökonomische Effekte, um zu einer ganzheitlichen Beurteilung unserer Nachhaltigkeitsperformance zu gelangen. Wir zeigen neben künftigen Chancen- und Risikopotenzialen für unsere Geschäfte auch die Kosten- und Nutzeneffekte auf, die die Unternehmenstätigkeit von Evonik für die Gesellschaft bedeutet. Darin sehen wir einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Akzeptanz neuer Technologien und industrieller Produktion.

Analysen zur Messbarkeit von Nachhaltigkeit
Art der Analyse Erkenntnisse zu folgenden Fragestellungen
Nachhaltigkeitsanalyse der GeschäfteWelche Stärken und Schwächen in Bezug auf Nachhaltigkeitsanforderungen weisen die Produkte in unserem Portfolio auf? Mit welchen ökonomisch sinnvollen Maßnahmen erreichen wir eine Absenkung des Carbon Footprint unserer Produkte? (Inside-out-Perspektive)
Evonik Carbon FootprintWelchen jährlichen Carbon Footprint hat das gesamte Unternehmen Evonik? (Inside-out-Perspektive)
Ökobilanzielle AnalysenWelche Umweltauswirkungen haben unsere Produkte durch die Herstellung (cradle-to-gate) oder einschließlich ihrer Anwendung bei unseren Kunden (cradle-to-grave)? (Inside-out-Perspektive)
Analyse zur Ermittlung der konzernrelevanten Sustainable Development Goals Mit welchen Produkten und Lösungen für unsere Kunden leisten wir einen Beitrag zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen? Wie tragen wir zur Erreichung der 17 SDGs bei? (Outside-in-Perspektive)
WirkungsanalyseWelche positiven und negativen Auswirkungen hat unsere Geschäftstätigkeit auf Umwelt und Gesellschaft? (Outside-in-Perspektive)
Wertschöpfungsketten-AnalyseWelche Chancen und Risiken gibt es für unsere Produkte aus einer Stakeholder-Perspektive in ihren jeweiligen Wertschöpfungsketten? (Outside-in-Perspektive)
Nachhaltigkeitsanalyse der Geschäfte

Die Nachhaltigkeitsanalyse unserer Geschäfte ist das entscheidende Instrument zur strategischen Steuerung und Weiterentwicklung unseres Portfolios. Die Methodik folgt dem Industriestandard zur Portfoliobewertung in der chemischen Industrie. Die umfassende Auswertung der betrachteten Nachhaltigkeitssignale in allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Soziales – bietet uns Rückschlüsse zur vorausschauenden Steuerung von einzelnen Produkten bis hin zu ganzen Geschäftsgebieten. Die Analyseergebnisse fließen in den Strategischen Managementprozess ein.

Ergebnisse für die Geschäftsjahre 2021 und 2022
In den vergangenen Jahren wurden die Prozesse für Datenerhebung und -auswertung des Evonik Carbon Footprint (2020) und der Wirkungsanalyse (2021) so beschleunigt, dass sie jeweils gleichzeitig mit den Finanzkennzahlen zur jährlichen Bilanzpressekonferenz vorliegen. Entsprechend ihrer strategischen Bedeutung haben wir nun auch die Nachhaltigkeitsanalyse der Geschäfte mit dem Gesamtprozess synchronisiert. Ab sofort berichten wir die Ergebnisse für das aktuelle Berichtsjahr. Dazu wurde die Nachhaltigkeitsanalyse 2022 auf Basis der Geschäftszahlen 2021 durchgeführt und ein weiteres Mal Anfang 2023 auf Grundlage der Zahlen 2022.

Im Jahr 2022 haben wir 534 PARCs (2021: 507 PARCs) untersucht, die den kompletten Chemieumsatz des Geschäftsjahres abdecken. Die Anzahl der PARCs hat sich gegenüber dem Vorjahr erhöht, da wir Anwendungen und Regionen zunehmend differenziert betrachten. Die Qualität unserer Portfoliobeschreibung verbesserte sich damit weiter. Die wichtigsten Ergebnisse sind:

  • Evonik erzielte 91 Prozent ihres Umsatzes mit Produkten und Lösungen, die hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsleistung mindestens auf Marktniveau liegen (Kategorien „Leader“, „Driver“ und „Performer“). 2021 waren es 91 Prozent.
  • 43 Prozent ihres Umsatzes erwirtschaftete Evonik mit Next Generation Solutions. Dies sind Produkte und Lösungen, die hinsichtlich ihres ausgeprägten positiven Nachhaltigkeitsprofils über oder sogar deutlich über Marktniveau liegen (Kategorien „Leader“ und „Driver“). 2021 betrug ihr Anteil 41 Prozent.
  • Für 7 Prozent des Umsatzes lagen schwach negative (Kategorie „Transitioner“) und für 2 Prozent stark negative Signale (Kategorie „Challenged“) vor, die wir im Dialog mit unseren Kunden und Lieferanten durch Innovation der durch ein aktives Portfoliomanagement adressieren (2021: 8 Prozent „Transitioner“, 2 Prozent „Challenged“).

Bis 2030 wollen wir den Umsatzanteil unserer Next Generation Solutions von heute 43 Prozent auf über 50 Prozent ausbauen. Gleichzeitig zielen wir darauf ab, den Umsatzanteil solcher Produkte, die von Veränderungen auf den Märkten oder im Verbraucherverhalten, steigenden Referenzniveaus oder verschärfter Regulierung herausgefordert werden (Kategorie „Challenged“), dauerhaft unter 5 Prozent zu halten.

Portfoliotransformation

„Portfoliotransformation“ ist eines der drei Top-Themen unserer jüngsten Wesentlichkeitsanalyse. Damit wollen wir Evonik noch resilienter aufstellen und uns neue, wachstumsstarke Geschäftsmöglichkeiten erschließen. Gleichzeitig verbessern wir mit unseren innovativen Produkten und Technologien die Nachhaltigkeitsleistung unserer Kunden und können dadurch ihre Bindung an uns stärken.

Strategie und Management

Zentrales Instrument zur strategischen Steuerung und Weiterentwicklung unseres Portfolios ist die Nachhaltigkeitsanalyse der Geschäfte. Darüber erhalten wir wichtige Bezugspunkte zur Qualität unseres Portfolios – von der Bestimmung des Umsatzanteils unserer Next Generation Solutions bis hin zum Ausweis solcher Produkte, die wir als „Transitioner“ oder „Challenged“ klassifizieren. Dabei berücksichtigt unser Methodenansatz stetig steigende Ambitionsniveaus in den Märkten. Diese sind geprägt von einem dynamischen Wettbewerbsumfeld mit sich verändernden Kundenwünschen, neuen Technologien und steigenden Regulierungsanforderungen. Unsere Nachhaltigkeitsanalyse ermöglicht es uns, solche Faktoren und das daraus resultierende veränderte Verbraucherverhalten in unseren Strategischen Managementprozess einfließen zu lassen.

Evonik will den Umsatz mit Next Generation Solutions bis 2030 von 43 Prozent (2022) auf über 50 Prozent steigern. Erreicht werden soll dies zum einen durch die Weiterentwicklung bestehender Next Generation Solutions. Zum anderen richten wir Forschung und Entwicklung auf die Erwirtschaftung zusätzlicher Umsätze mit neuen Next Generation Solutions aus. Die gleichzeitige Verringerung des Umsatzanteils von Produkten, die als „Transitioner“ oder „Challenged“ eingestuft sind, erreichen wir durch gezielte Reformulierung oder durch Rückzug aus den betreffenden Geschäften.

Eine besondere Stärke von Evonik ist die enge, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit ihren Kunden. Das sind überwiegend Industrieunternehmen, die unsere Produkte weiterverarbeiten. Unsere Geschäfte leisten mit ihren innovativen Lösungen und Technologien einen entscheidenden Zusatznutzen, der für unsere Kunden in ihren jeweiligen Endmärkten im Wettbewerb wichtig ist.

Evonik strebt an, so weit wie möglich in die Wertschöpfungsketten ihrer Kunden eingebunden zu sein. Auf diese Weise können wir unsere Abläufe in Forschung & Entwicklung, Produktion sowie Marketing und Vertrieb eng mit den Anforderungen der Kunden verzahnen. Wir suchen außerdem vielfältige Kontakte zu unseren Stakeholdern, um relevante Entwicklungen in unserem Umfeld frühzeitig zu erkennen und in ihren Marktauswirkungen zu verstehen. Ein globales Marketing & Sales Excellence-Team unterstützt unsere Geschäfte darin, Kundenorientierung und Kundennutzen unseres Angebots zu erhöhen. Dafür stellen wir ein breites Spektrum an internen Analysen, Trainings und Vertriebsinstrumenten zur Verfügung. Daneben helfen uns insbesondere Forschungs- & Entwicklungspartnerschaften, neue Trends in Märkten zu adressieren, technologische und kommerzielle Risiken abzumildern und eine bessere Marktdurchdringung mit nachhaltigen Lösungen zu erreichen.

So haben etwa Evonik und Unilever eine Partnerschaft zur Vermarktung eines Handspülmittels auf der Basis von Biotensiden abgeschlossen. Unilever will bis 2030 in seinen Reinigungs- und Waschmittelprodukten auf fossile Brennstoffe verzichten. Ergebnis ist ein entsprechendes Investitionsprojekt am slowakischen Standort Slovenská Ľupča. Evonik errichtet dort die weltweit erste Anlage zur Fertigung von Rhamnolipid-Biotensiden im industriellen Maßstab. Mit der Investition im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich etablieren wir uns hier als Vorreiter. Rhamnolipide sind eine Klasse von Biotensiden, die ohne Verwendung petrochemischer Rohstoffe oder tropischer Öle fermentativ hergestellt werden und vollständig biologisch abbaubar sind.

Auch die fortschreitende Digitalisierung ist ein wichtiger Treiber, um die Zusammenarbeit mit Lieferanten und Kunden zu verbessern. Wir treiben den Aufbau digitaler Schnittstellen und Plattformen gezielt voran. Beispiele sind CAREtain® für unsere Kunden in der Kosmetikindustrie, EXPLORE PU für unsere Polyurethan-Kunden sowie COATINOTM, der digitale Laborassistent, den Evonik speziell für die Coatings-Industrie entwickelt hat.

Um transformatorische Veränderungen zu mehr Nachhaltigkeit in unseren Lieferketten und Endmärkten zu fördern, kooperieren wir mit einer großen Bandbreite an Industriepartnern. So sind wir gemeinsam mit Linde – basierend auf unserer Membrantechnologie – Anbieter einer voll integrierten Gesamtlösung, um wahlweise Wasserstoff oder Erdgas aus Pipelines, die ein Erdgas- Wasserstoff-Gemisch enthalten, abzutrennen.

CO2e-Einsparungen durch Anwendung von Evonik-Produkten

Evonik bietet eine Reihe von Produkten an, die in ihren Anwendungen – im Vergleich zu konventionellen Alternativen – einen positiven Beitrag zur Einsparung von Treibhausgasemissionen leisten. Dazu zählen die folgenden sechs Produkte bzw. Systemlösungen: „Grüne Reifen“-Technologie, Aminosäuren in der Tierernährung, Additive in Hydraulikölen, Hydrogen-Peroxide-to-Propylene-Oxide-Verfahren, POLYVEST® in Leichtlaufreifen sowie Metalloxide für Lithium-Ionen-Batterien. Die Einsparungen entstehen über den Lebenszyklus der Anwendungen, die mit den verkauften Produktmengen von Evonik hergestellt wurden. Methodisch erfolgt die Berechnung gemäß den 2017 aktualisierten und gemeinsam von WBCSD und dem International Council of Chemical Associations (ICCA) veröffentlichten Richtlinien für die Bilanzierung vermiedener Emissionen.

Im Jahr 2022 führte der Einsatz der sechs Produkte zu Treibhausgaseinsparungen von 44,3 Millionen Tonnen CO2e. Wir erwirtschafteten mit diesen Produkten einen Umsatz von 1,8 Milliarden €. Da 2022 zusätzliche Produktbeispiele berücksichtigt wurden, ist ein direkter Vergleich mit dem Vorjahr nicht aussagekräftig. Evonik strebt an, die Vorteile der Next Generation Solutions in der Anwendung beim Kunden (Handabdruck) in Zukunft stärker zu quantifizieren.

Vier Sustainability Focus Areas

Die Beiträge von Evonik zu einer nachhaltigen Transformation bündeln wir in vier SFA: Fight Climate Change, Drive Circularity, Safeguard Ecosystems sowie Ensure Health & Wellbeing. Das schärft den Blick unserer Geschäfte für die wichtigsten Nachhaltigkeitsanforderungen in ihren Märkten und erleichtert den Dialog mit Kunden zu diesen Thematiken.

Jede SFA adressiert spezifische Kernanforderungen an Nachhaltigkeit und beschreibt unseren Beitrag zu den Sustainable Development Goals (SDGs). Wir betrachten in diesem Rahmen sowohl positive als auch negative Effekte der Unternehmenstätigkeit von Evonik. Entsprechende Auswirkungen untersuchen wir für jede Product Application Region Combination (PARC) im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsanalyse der Geschäfte

Fight Climate Change
Hier bündeln wir alle Beiträge zur Senkung unserer Scope-1-, -2- und -3-Emissionen, zur Steigerung der Energieeffizienz und zum Einsatz erneuerbarer Energien. Zudem betrachten wir die durch Anwendung unserer Produkte vermiedenen Treibhausgasemissionen entlang der Wertschöpfungskette.

Drive Circularity
Hier bündeln wir alle Beiträge aus dem Einsatz von erneuerbaren und zirkulären Rohstoffen, der Verringerung von Produktionsabfällen und der Herstellung von Produkten, die zirkuläre Lösungen ermöglichen.

Safeguard Ecosystems
Hier bündeln wir alle Beiträge im Zusammenhang mit Produkten und Lösungen von Evonik, die entwaldungsfreie Lieferketten und Biodiversität unterstützen. Zudem fassen wir in dieser SFA umweltschonende Produkte zusammen, die in der Anwendung ohne den Einsatz von Chlor oder Lösungsmitteln auskommen und die Ausbringung persistenter Stoffe in die Natur vermeiden.

Ensure Health & Wellbeing
Hier bündeln wir alle Beiträge unserer Produkte, die in der Anwendung Menschen vor der Exposition flüchtiger organischer Verbindungen, Mikropartikeln oder gefährlichen Chemikalien schützen, sowie solche, die den Zugang zu sicheren Nahrungsmitteln und Wasser erlauben. Des Weiteren beschreiben wir hier auch den Beitrag unserer Lösungen für effiziente pharmazeutische Wirkstoffe und medizinische Therapien.

Im Rahmen unserer Innovationsaktivitäten unterstützen die vier SFA die gezielte Optimierung geschäftsnaher Prozesse und Produkte sowie die Weiterentwicklung neuer Geschäftsmodelle. Auch die drei Cluster Defossilation, Life Sciences und Solutions Beyond Chemistry unserer strategischen Forschungseinheit Creavis sind auf wachstumsstarke Lösungen in den SFA ausgerichtet.

Auftrag an unsere Geschäfte ist, ihren Handabdruck in den vier SFA in den kommenden Jahren zu quantifizieren und zu verbessern, den Fußabdruck zu verringern und insgesamt zusätzlichen Wert aus nachhaltigen Lösungen zu schaffen.

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